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Digital? Ganz normal.

Kolume, 25. Juni 2017

Wenn alles gut läuft, werden wir in ein paar Jahren nicht mehr über Digitalisierung reden. Denn Unternehmen werden dann nicht mehr digital. Sie sind es. Um die digitale Runderneuerung einzuspielen, braucht es aber mehr als hier ein paar Tools und da ein bisschen Change. Nur eine durchgehende Strategie, die IT-Trends von heute und morgen zuverlässig bewertet und die passenden integriert, wird Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich aus dem Prozess herausgehen lassen. Eine Kolumne von Markus Rücker.

digitalisierung kolumne

Auf dem ersten Digital-Gipfel Mitte Juni in Ludwigshafen waren sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft in einem Punkt einig: Digitalisierung verändert die Wirtschaft radikal. Fertigungsprozesse, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle – nichts wird bleiben wie es ist, und zwar unabhängig von Branche, Unternehmensgröße und -struktur. Da müsste man doch meinen, ein Ruck ginge durch's Land und jeder wolle sicherstellen, dass der Zug nicht ohne ihn abfährt.

Das D*-Wort: Nicht schon wieder

Doch so einfach ist das nicht. Die digitale Transformation kam zwar nicht über Nacht, doch sie überfordert uns dennoch als sei morgen mal wieder unerwartet Heiligabend. Die Unsicherheit ist groß und noch größer das Zaudern. Für manch einen ist die D* schon zum Unwort geworden, mit dem die IT-Branche mitsamt Lösungsanbietern, Beratungen und Start-ups über die Märkte ziehen und die Werbetrommel rührt. Und tatsächlich: Für jeden Einzelnen stellt sich ganz individuell die Frage: Was bedeutet der digitale Wandel für mein Unternehmen? Wo finde ich meine Nische in dieser neuen Welt oder setze ich gar auf's falsche Pferd? Und wie soll ich das, bitte sehr, beurteilen? Tobias Kollmann, Professor für BWL und Wirtschafts-Informatik an der Universität Duisburg-Essen, spricht sich in einer aktuellen Kolumne des Manager Magazins dafür aus, Manager wieder auf die Schulbank zu setzen. (LINK) Er beschreibt, wie Unternehmer und Mitarbeiter Digitalisierung zwischen Unsicherheit und Angst ansiedeln, statt sie als Chance anzunehmen.

Die Innovation wartet nicht

Der Mittelstand ist gespalten zwischen verharren, zaghaft loslegen und vorpreschen in eine neue Ära. Denn dass die Unternehmenswelt von morgen eine andere sein wird als wir sie heute erleben ist unumstritten. Einiges lässt sich schon heute darüber prognostizieren: Geschäftsprozesse werden sich bei weitem schneller drehen und ändern als heute noch, neue Technologien entstehen auf breiter Front und ermöglichen völlig neue Lösungskonzepte. Mitgerissen von der Rasanz der Entwicklung werden sich innovative Produkte, Dienstleistungen und ganze Geschäftsmodelle ergeben, die Unternehmen in immer kürzeren Zyklen integrieren müssen. Vieles bleibt, und dennoch – alles wird neu. Mit der vielfach propagierten exponentiellen Geschwindigkeit stehen auch tradierte Geschäftswerte auf dem Prüfstand: Innovation schlägt Sicherheit, Perfektion wird von der Veränderung und Anpassung verdrängt. Soweit so gut.

Verstehen, entscheiden, umsetzen

Doch wovon hängt es ab, ob ein Unternehmen aus der Digitalkur gestärkt herauskommt? Drei Punkte. Verständnis aktueller Trends und deren Auswirkungen, Anpassungsfähigkeit und Innovationsfähigkeit.

Erstens: Verstehen als strategische Fähigkeit

Ein grundlegendes Verständnis aktueller Trends setzt zunächst voraus, dass diese systematisch erfasst und bewertet werden können. Dies wird künftig eine strategische Fähigkeit auf allen Ebenen sein, die wesentlichen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen hat. Auch der Strategieprozess selbst wird sich den neuen Gegebenheiten anpassen und agiler werden müssen. In Anbetracht der vielzitierten exponentiellen Entwicklungsdynamik bezweifeln heute nicht wenige die Rechtfertigung von langwierigen Strategieprozessen.

Zweitens: Unternehmen in Bewegung

Anpassung bedeutet Überleben, das wusste schon Darwin. Das beginnt bei der Fähigkeit, Prozesse zu organisieren und rasch anzupassen, um die Vorteile neuer Technologien voll ausschöpfen zu können; über die Frage, wie man sich die richtigen Partner ins Haus holt; bis hin zur Fähigkeit, ganze Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Und damit nicht genug: Gleiches gilt für die Personalentwicklung, die dafür Sorge tragen muss, dass die Belegschaft an diesen Veränderungsprozessen wächst – denn digitale Köpfe sind heute noch eine heiß begehrte Minderheit. Ein Grund mehr, weshalb Strategien für die Entwicklung der bestehenden Mitarbeiter absolut unerlässlich sind. Dies alles wird getragen von der Anpassungsfähigkeit, weil nicht nur die aktuelle Digitalisierungswelle, sondern auch künftige Strömungen das Unternehmen tangieren werden. Nur gemeinsam wird die Crew die Manöver einleiten, um das Schiff auf Kurs zu halten. Das Stichwort heißt im Unternehmen permanentes Change Management.

Drittens: Die richtigen Segel setzen

Innovationsfähigkeit heißt die dritte große Variable. Wer spät reagiert und als Late Adopter hinterherhinkt, kann zum Zeitpunkt der Umsetzung ein böses Erwachen erleben: Er wird nämlich mit neuen Standards konfrontiert die die Pioniere gesetzt haben. Um im Mittelfeld dabei zu sein oder gar vorne mitzufahren, wird man diese neuen Standards im Auge behalten müssen und für sich selbst darauf aufbauend neue Mittel und Wege finden müssen.

Wenn alles richtig läuft, reden wir in ein paar Jahren nicht mehr über die digitale Transformation – sondern leben und arbeiten erfolgreich in der sich ständig verändernden technologischen Umwelt. Jetzt heißt es Ärmel hoch krempeln statt wegducken! Dann geht’s endlich nicht mehr um Digitalisierung, Unternehmen wirtschaften dann durchgehend mit dem digitalen Baukasten.

t markus ruecker

Markus Rücker ist Digitalisierungsexperte bei der Managementberatung Insentis und begleitet zahlreiche Unternehmen

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